Yessssss, heute schlage ich erst um 8:30 Uhr die Augen auf. Die Nacht war leider trotzdem nicht so toll. Obwohl das Bett super bequem ist, quäle ich mich ziemlich mit den Schmerzen herum. Ich wollte in der Nacht auch nicht so viel Schmerzmittel nehmen, weil ich ja sicher weiß, dass ich heute auf der Hochzeit einiges nehmen werde, um den Tag gut zu überstehen. Egal….., schließlich bin ich ja hier und kann alles miterleben.
Nach dem Aufstehen frühstücken wir alle gemeinsam. Dabei nehme gleich mal meine erste Schmerztablette, denn gerade fühle ich mich körperlich noch nicht wirklich nach Hochzeit. Seelisch bin ich total bereit! Später fahren mich mein Mann und meine Tochter ins Hotel, wo die Braut samt Trauzeuginnen schon geschminkt und frisiert werden. Im Zimmer angekommen, trinke ich mit den Mädels erst einmal ein kleines Glas Champagner. Wir haben Spaß und lachen viel. Es tut so gut! Ich bin losgelöst und freue mich auf den Tag.
Es ist eine wunderschöne Trauung im Dom mit allen Freunden und Verwandten. Ich bin so glücklich, alle zu sehen. Und alle sagen mir, wie froh sie sind, mich zu sehen. Ich bekomme viele Komplimente über mein Aussehen.☺Geschafft! Ich finde auch, ich sehe wirklich sehr gut aus in meinem Kleid, so toll geschminkt und frisiert. Zum Glück weiß nur ich, dass ich einen BH mit Gummibrustprothesen darunter trage.
Im Laufe des Tages komme ich glücklicherweise dazu, mit allen mir wichtigen Menschen zu reden und mich auszutauschen. Alle sind so lieb und sagen mir, welch große Sorgen sie sich gemacht haben. Ich bin froh, dass ich, dank guter Schmerzmittel (heute eben mal ein oder zwei Tabletten mehr☺) sogar bis spät in die Nacht gut durchhalte.
Es ist noch etwas ganz Aufregendes passiert. Ich versuche es nur kurz zu schildern☺:
Weil mich mein BH mit Gummibrustprothesen ziemlich einengt, überall drückt und sich unangenehm anfühlt, bitte ich meinen Mann, mich auf die Toilette zu begleiten. Wegen meiner Bewegungseinschränkungen soll er mir helfen, dieses Ding endlich loszuwerden. Inzwischen sind alle Gäste ziemlich angetrunken, darum wird auch keiner merken, dass die Brüste in meinem Kleid fehlen. Außerdem trage ich ja auch ein Jäckchen darüber.
Natürlich begleitet er mich auf das WC, um mir zu helfen. Er soll mir das Kleid aufmachen dessen Reisverschluss hinten am Rücken ist. Da stehen wir nun so in der engen Toilette. Er wurschtelt mir irgendwie den BH mit den Gummibrustprothesen aus dem Kleid. Dann steht er da mit meinem BH in der Hand, schaut mich mit so einem bestimmten Blick an und sagt plötzlich „Theresa Nicola Helga Barbara Teves, willst du meine Frau werden?“. Ich bin völlig perplex, somit dauert es ein paar Sekunden bis die Frage in meinem Kleinhirn ankommt. Mein Herz schlägt mir plötzlich bis zum Hals. Ich sage dann natürlich erst einmal schnell „Ja“ – nicht dass er es sich wieder anders überlegt. Dann knutschen wir erst einmal ordentlich☺.
Ich dachte wirklich, er fragt mich nie. Ich hatte das Thema eigentlich seit Jahren abgeschlossen. Aber, er hat es tatschlich getan – nach 15 Jahren! Ja, der Grund, warum er mich jetzt gefragt hat, ist vielleicht etwas schräg – wieso musste ich erst Krebs bekommen, damit er mich heiraten möchte – aber sch… drauf. Er will mich wirklich heiraten! Er hat mich gefragt! ❤
Später am Abend, kurz vor dem Hochzeitstanz, stehen wir alle um das Brautpaar herum. Die Braut sagt, ein Mäuschen habe ihnen geflüstert, dass mein Mann mich gefragt hat, ob ich seine Frau werden will. Anstatt den Brautstrauß zu werfen, übergeben Sie ihn uns, wie eine Art Staffelstab hochoffiziell. Jetzt kann er nicht mehr zurück – alle haben es gehört☺. Trotzdem etwas peinlich berührt übernehmen wir den Brautstrauß…, alle klatschen und freuen sich mit uns.